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Du Blindfisch, Pfeifenkopf, Sündenbock, Penner, schwarze XXX;  Schiri, wir wissen wo Dein Auto steht…wer an tolle, spannende Bundesligaspiele denkt, dem kommt selten ein Schiedsrichter in den Sinn. Die Schiedsrichtertätigkeit erscheint eher als eine Randbedingung im Fußball. Ist sie gut, fällt sie nicht auf, ist sie schlecht, so wirkt sie störend und wird zum Anlass von Polemik, Protest und Beschuldigungen. Die Konfrontation mit permanenten Anfeindungen und destruktiver Kritik bringt die Frage auf, warum manche Menschen Schiedsrichter werden (wollen). Auf Einladung von Herrn Schäfer kam Schiedsrichter Herr Christ vom Deutschen Fußball Bund nach Hauenstein und traf sich im Musiksaal mit den Schülerinnen und Schülern der Klassen 10a und 10b. Nach einer kurzen biographischen Einführung schilderte Herr Christ die Chronologie eines Bundesligaspiels aus der Sicht eines Schiedsrichters, von der Spielansetzung bis zur Heimreise. Der Klassenlehrer der 10a bat den Schiedsrichter um eine Stellungnahme bezüglich des zunehmenden Leistungsdruckes im Spitzensport und den körperlichen Auswirkungen, ähnlich wie es Fußball-Weltmeister Per Mertesacker  in seinem Buch (Weltmeister ohne Talent) beschrieben hat. Herr Christ führte auf, dass es dies im Rahmen der vermehrten Videoüberwachung und Kommerzialisierung des Fußballs durchaus gebe und den Schiedsrichtern des Deutschen Fußball Bundes drei professionelle und renommierte Sportpsychologen zur Seite stünden, mit denen jeder einzelne zusammenarbeiten könne. Ähnlich wie bei den Profifußballern würden Stunden vor dem Spiel Stresssymptome einsetzen und die meisten Schiedsrichter hätten auch ihr individuelles Ritual, wie sie mit ihrer eigenen Stressbewältigung umgehen. Anschließend gab es einen großen Redebedarf bezüglich des viel diskutierten Videobeweises. Der Schiedsrichter vom Deutschen Fußball Bund projizierte obendrein drei unterschiedliche Videosequenzen an die Leinwand, woraufhin die Mädchen und Jungen aufgrund der Spielsituationen sehr schnell die Problematik des Videoassistenten und die daraus resultierende Entscheidungsschwierigkeit für einen Schiedsrichter begreifen konnten. Am Ende gab es u.a. auch zahlreiche Fragen von Nichtfußballern, die den Vortrag mit großem Interesse mitverfolgten. Was war ihre größte Fehlentscheidung? In welchem Stadion ist es am schlimmsten zu pfeifen? Wurde ihnen schon einmal Geld angeboten? Was ist ihr Lieblingsverein? Wie lange werden sie noch Schiedsrichter sein? Ist Kevin Prince Boateng ein sehr rüpelhafter problematischer Spieler auf dem Spielfeld? Bevor der Profi-Schiedsrichter von allen Schülern und Herrn Schäfer verabschiedet wurde, musste er noch einen Weltmeister-Tipp abgeben und des Weiteren seine technischen Fertigkeiten mit einem Fußball während der großen Pause auf dem Schulhof unter Beweis stellen.

Wir danken Herrn Christ für den Besuch und seine reflektierenden Worte, was sicherlich zu einer Sensibilisierung gegenüber der Person Schiedsrichter und dessen anstrengende Tätigkeit geführt hat. Besonders stärken konnte er auch zwei bereits fungierende jugendliche Schiedsrichter, denn durch seine Ausführungen konnten sie nachvollziehen, wie sehr dieses schwierige Hobby auch persönlichkeitsbildend- und stärkend sein könne.